Sonntag, 2. Februar 2025

Horror mal anders: Smile (2022) | Rewatch

Dr. Rose Cotter ist Psychologin in einem Krankenhaus im mittleren Westen. Eines Tages wird sie von der Studentin Laura aufgesucht, die ihr unter panischer Angst erzählt, dass sie seit dem Suizid ihres Professors von einem unheimlichen Wesen verfolgt wird, das außer ihr niemand sehen kann und das ihr zudem schreckliche Angst vor dem eigenen Tod macht. Noch während der Sitzung rastet Laura plötzlich komplett aus und nimmt sich das Leben. Rose  begreift nun nach und nach, dass in ihrem eigenen Leben fortan nichts mehr so ist, wie es war...




Hallo liebe WatcherZ und herzlich willkommen zu einer neuen Rewatchausgabe. Letzte Woche war es soweit. Viele von euch haben mich im Vorfeld kontaktiert und gefragt, wie ich zu dieser Reihe stehe, wann ich sie ranke und ja. Ich hab da ehrlich gesagt schon länger Bock drauf. Letzten Sonntag habe ich über Laura Hasn't Slept gesprochen, heute spreche ich über einen der wohl besten Filme der letzten 20 Jahre - und es ist interessant: Obwohl ich diesen Film hier zu meinen absoluten Highlights im Horror und Mystery zähle, habe ich noch nie über ihn gesprochen. Doch dies wird sich nun ändern. Bevor es aber losgeht, hier meine üblichen Warnungen: Ja, hier wirds wesentlich detaillierter, als noch bei meinem Essay, es wird Spoiler zur gesamten(!) Reihe geben. Bitte bitte, seid euch dessen bewusst. Und wie immer ist auch diesmal alles nur meine persönliche Meinung. Legen wir los. 


FILMINFO:
Smile ist ein subtiler Mysterythriller mit Horrorelementen aus dem Jahr 2022 von Regisseur und Drehbuchautor Parker Finn. Der Film hat eine Laufzeit von 116 Minuten, ist ab 16 Jahren freigegeben und kam am 29. September 2022 in die deutschen Kinos. In den Hauptrollen sind Sosie Bacon, Kyle Gallner und Caitlin Stasey zu sehen. 


PROLOG:
2022 war ein Jahr, in dem ich viele gute Filme gar nicht wirklich auf dem Schirm hatte. Einer davon war Smile. Ich hatte damals einiges darüber gehört, unter anderem, dass dieser Film wie It Follows sein sollte, der mir persönlich überhaupt nicht gefallen hat. Ergo habe ich diesen Film damals nicht im Kino geguckt, sondern wurde erst wesentlich später durch Youtuber wie Alice von Horrorzeit oder David von BeHaind darauf aufmerksam. Aber worum gehts? Generell würde ich diese Art von Film einordnen, als einen Mix zwischen It Follows und The Grudge. Nur eben die bessere Version davon. Diesbezüglich möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht alles wiederholen, was ich im Review zu Teil zwei schon sagte. Dennoch: Diese Nummer ist so viel besser, als die oben genannten Titel, da mir hier der Übergang auf einen neuen Wirt wesentlich logischer erscheint. Aber nun genug der Vorworte. 


STORY:
Rose Cotter (Sosie Bacon) arbeitet in der psychologischen Abteilung eines Krankenhauses. Nach einem sehr langen Dienst will sie, auf Anraten ihres Chefs, eigentlich nach Hause in den Feierabend, als ihr Telefon klingelt und sich dort ein Notfallpatient ankündigt. Im Folgenden trifft sie in einem Sprechzimmer auf eine junge Studentin namens Laura (Caitlin Stasey), die aufgelöst und voller Panik zunächst nur wirres Zeug zu reden scheint, sich dann jedoch etwas fassen kann und Rose mitteilt, dass sie vor gut einer Woche den Selbstmord ihres Dozenten Gabriel Munoz mit ansehen musste und seitdem das Gefühl hat von einer Gestalt heimgesucht zu werden, einem Wesen, das jedes Mal anders aussieht, jedoch permanent grinst. Mal sind es Gesichter von Leuten, die sie kennt, manchmal völlig Fremde. Weiterhin sagt sie, dass sie große Angst davor hat, bald selbst zu sterben. Rose versichert ihr, dass sie in Sicherheit sei, doch plötzlich und aus dem Nichts bekommt Laura einen mentalen Breakdown und rastet auf einmal komplett aus. Sie windet sich am Boden des Raumes, so als wäre sie in einen Kampf verwickelt. Rose, die nichts mehr versteht, rennt zum Telefon um den Notarzt und  den Sicherheitsdienst zu verständigen - plötzlich ist es still. Rose dreht sich zurück zum Raum und erblickt Laura, die sie nun wiederum dämonisch angrinst, bevor sie damit beginnt, sich mittels einer Porzellanscherbe zuerst das Gesicht und den Hals aufzuschneiden, wodurch sie vor Roses Augen verblutet. 

In der Folgezeit geschehen nun permanent unheimliche Dinge: Beispielsweise sieht Rose nun immer wieder das Gesicht von Laura, die sie zu verfolgen scheint: Mal steht sie in einer dunklen Ecke des Hauses, mal erscheint sie in Roses Träumen, was diese zunächst mit ihren extrem langen Arbeitsschichten und einer Art posttraumatischen Schock durch den Suizid erklärt. Als einen Tag später ihr Neffe Geburtstag hat und im Geschenk von Rose statt der extra besorgten Dampflok deren tote Katze Mustache findet, wobei ihr erneut die grinsende Laura erscheint, wird Rose selbst für verrückt gehalten und von der Feier verwiesen. Parallel sehen wir dann auch die Spannungen innerhalb ihrer Beziehung zu Ehemann Trevor (Jessie Usher), der ihr unmissverständlich klar macht, dass ihre Beziehung scheitert, sollte sie weiterhin einen solchen Trip schieben. In ihrer Panik wendet sich Rose schließlich an ihren Exfreund Joel (Kyle Gallner), der bei der Polizei ist. Sie bittet ihn, in der Sache mit dem Tod von Munoz nachzubohren und so entdecken die beiden, dass es eine lange Kette solcher Vorfälle gibt. Keiner der bekannten Suizidzeugen hat länger als eine Woche überlebt und sich dann schließlich selbst vor einem Zeugen getötet. Und dies auf äußerst brutale und explizite Art und Weise. Jedoch gibt es einen Fall, der nicht zu den anderen zu passen scheint: Ein Zeuge namens Robert Talley (Rob Morgan) hatte es geschafft, dieser Kette zu entkommen und sitzt seitdem in Haft. 

Bei einem Besuch im Gefängnis will Robert zunächst nicht reden, es sei denn, der anwesende Polizist verlässt den Verhörraum. Er erzählt Rose, dass die einzige Möglichkeit, der Kette zu entkommen, darin besteht, einen anderen Menschen vor den Augen eines Zeugen in purer Raserei zu töten. Dies hätte zur Folge, dass der Fluch des Grinsens danach auf den Zeugen des Mordes übergeht. In Panik verrät sich Rose, dass sie selbst von dem Fluch befallen ist und versetzt Robert dadurch erneut in schieres Grauen, bevor sie den Raum verlässt. Währenddessen erfahren wir in Flashbacks, dass Rose im Alter von zehn Jahren von ihrer älteren Schwester im Stich gelassen wurde und sich fortan um die alkohol-und tablettensüchtige Mutter zu kümmern, was für das Mädchen einfach zu viel war und schon im Kindesalter ein Trauma ausgelöst hatte, welches Rose bis heute nicht überwunden hat. 

In ihrem Wahn stellt sich Rose sogar vor, einen ihrer Patienten umzubringen und den Mord beobachten zu lassen, was sich jedoch erneut als fiese Halluzination heraus stellt. Rose flieht von der Klinik und fährt zu ihrem verrottenden Elternhaus, um sich dem Wesen zu stellen und es zu vernichten. Ihr ist inzwischen egal, was mit ihr passiert, aber sie ist fest entschlossen, diese Geschichte allein zu beenden. Im Haus angekommen, hat Rose zunächst erneut Halluzinationen von ihrer Mutter, die sie fragt, wieso sie sie hat sterben lassen, anstatt den Notarzt zu rufen. Rose erklärt ihr, dass sie viel zu jung war und nicht verstehen konnte, was damals geschah. Doch dann zeigt die monströse Entität endlich ihr wahres Gesicht: Das Wesen reißt sich die Haut ab und versucht in Roses Körper einzudringen. Rose greift nach der Öllampe auf dem Boden, schleudert diese dem Wesen ins Gesicht und schaut letztendlich zu, wie es verbrennt, bevor sie ins Auto steigt und zurück zu Joel fährt. 

Rose bittet Joel, dass sie bei ihm schlafen darf und fragt ihn, ob er solange auf sie aufpasst. Erst jetzt merken wir, dass alles in den letzten Minuten erneut eine Halluzination war und Rose noch immer vor dem Haus ihrer Eltern steht. Als Joel plötzlich auftaucht, nachdem er ihr Handy orten konnte, fürchtet Rose erneut, zu halluzinieren, flüchtet ins Haus und verbarrikadiert sich darin. Als Joel es letztlich schafft, die Tür aufzubrechen, sieht er, wie Rose den Inhalt eines Benzinkanisters über ihren Körper gegossen hat. Sie dreht sich um und grinst Joel ins Gesicht  während sie ein Streichholz entzündet und sich vor seinen entsetzten Augen selbst in Brand setzt.  


MEINUNG:
Ich bin nicht zu 100% sicher, ob dieser Langfilm nun direkt an Laura Hasn't Slept anknüpfen soll. Zum einen ist der Beginn der Eröffnungsszene ein ganz anderer: Wir beginnen zunächst mit einem Flashback aus der Kindheit von Rose, der den Tod ihrer Mutter thematisiert. Nach einem harten Cut sehen wir dann schließlich, wie Laura 
schreiend auf einer Trage aus dem Rettungswagen gezogen und ins Gebäude gebracht wird, bevor sie dort auf Rose trifft. Der Kurzfilm endete ja mit dem Zusammenstoß dieses Wesens in dem einstigen Sprechzimmer, den eigentlichen Tod Lauras gabs dort jedoch nicht zu sehen. Im Bonusmaterial der Bluray wird auch nicht erwähnt ob der Kurzfilm als direktes Prequel zu Smile zu sehen ist, oder beide Werke für sich stehen. Wer darüber etwas weiß, bitte schreibts mir in die Kommentare. 

So möchte ich zunächst über den Cast sprechen: Stasey ist hier erneut klar der Scenestealer. Jedes Mal wenn wir diese junge Frau sehen, wissen wir ganz genau, es passiert gleich irgendwas furchtbares. Ihre Performance liebe ich ja schon im Kurzfilm. Sosie Bacon, die Tochter von Haudegen Kevin Bacon liefert ebenso eine saustarke Performance. Gerade die Chemie zwischen ihr und Jessie Usher fühlt sich echt an und man merkt förmlich, auch, wenn das zu keiner Zeit ausgesprochen wird, dass beide irgendwie schon länger keine harmonische Beziehung mehr führen. Das alles erinnert mich erneut wieder sehr stark an ein Drama. Ich finde es abermals interessant, wie Finn hier verschiedene Genres mischt und damit ein so gutes Ergebnis erzielt. Kyle Gallner, den wir danach noch in Scream 5 sahen als Exfreund und Polizist, der zunächst auch am Geist seiner Ex zweifelt, sich dann aber durch die Aufzeichnungen in Polizeiakten eines besseren belehren lässt. Auch das funktioniert sehr gut. 

Handwerklich ist das hier erneut eine Eins Plus. Wir haben fast ausschließlich praktische Effekte, dafür kaum CG und auch die restliche Arbeit, wie z.B. Kamera, die Farben und die Setpieces. Hier kommt sogut wie nichts aus dem PC und ihr wisst, wie sehr ich sowas feiere. Dazu haben wir extrem gut gemachte Onetakes, die auf ihre ganz spezielle Art und Weise schon enorme Spannung erzeugen. Maske und Makeup sind nahezu perfekt, nichts wirkt übertrieben, sondern exakt so, wie man sich es vorstellt, was gerade in der Eröffnungsszene deutlich wird. Die Horrorsequenzen sind hier noch eher zurückhaltend, man spürt die Freigabe ab 16 doch schon deutlich. Wobei ich mir eingestehen muss, dass auch hier die Jumpscares sitzen und ich mehrfach zusammengezuckt bin. Nochmals: Es sind keine klassischen JS, wie man sie aus Conjuring kennt, die Bilder, die man hier sieht, lassen einen nicht mehr los. Und obwohl dieser Film gar nicht so brutal ist, hat er beeindruckende Schocksequenzen. Last but not least: Der Soundtrack. Und hier muss ich erneut sagen, dass dies das Element ist, was mich tatsächlich am meisten gecatcht hat. Diese verstörenden Klänge, vor allem zu Beginn des Filmes sind so tiefgehend, dass ich sie noch heute im Ohr hab. So baut man wahnsinnige Spannung auf und auch das liebe ich einfach nur. Komposer Tapia de Veer versteht es auf den Spuren von John Carpenter und Harry Manfredini zu wandeln, deren Stile dabei jedoch nicht 1:1 zu kopieren. 


FAZIT:
Wer mich und meinen Filmgeschmack ein wenig kennt, sollte wissen, was jetzt kommt: Für mich ist auch der erste Langfilm von Parker Finn verdammt nah an dem Titel "Meisterwerk". Es gibt so vieles, was hier richtig gut funktioniert. Am besten finde ich nach wie vor, wie Finn es schafft, hier Realität und Einbildung zu vermischen, die richtige Prise Drama, Horror und ein klein wenig Gore runden diesen Film zusätzlich ab. Etwas unschlüssig bin ich bei der Vergabe des Genres. Für mich ist dieser Film eher Mystery-Thriller mit tatsächlich nur einer winzigen Prise Horror, doch genau das macht die Sache wieder so genial. Man weiß nicht: Passiert das gerade wirklich, oder nur in meinem Kopf und was das mit meiner Psyche macht, ist Mindfuck der obersten Lade: Alles sitzt, alles passt und ebenso fügt sich alles am Ende zu einem runden Bild. Doch leider verliert der Film beim Thema Pacing dann doch ein wenig an Höhe, sodass ich hier sagen muss, es ist ein wirklich gelungener Einstieg in dieses Thema, doch dreißig Minuten weniger hätten der Nummer im Abgang dann nochmal ein bisschen mehr Würze gegeben. 
Alles in Allem ist Smile für mich aber doch so viel besser als Filme wie It Follows, allein deswegen, weil die Prämisse hier viel mehr Sinn ergibt, als dass man sich durch Sex mit diesem Fluch "infiziert".


WERTUNG: 
Genre: 8/10
Gesamt 7,5/10


Und damit bin ich am Ende meines Rewatches von Smile Part One. Doch nun wie immer die Fragen an Euch: Was sagt ihr zum Film und wieso habt ihr diese Meinung? Schreibts mir gern in die Kommentare. Ich bedanke mich ganz herzlich fürs reinklicken und durchlesen und wünsche euch wie immer eine gute Zeit und ganz viel Spaß im (Heim-)Kino. 

Machts gut bis demnächst!

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