Kurz vor dem offiziellen Kinostart von Joker - Folie À Deux hab ich mir überlegt, doch noch mal den ersten Film zu gucken, den ich ja schon auf Facebook in Kurzform besprochen hab. Allerdings wird dieses Review hier deutlich detaillierter, was Spoiler und Plotholes angeht. Sowohl was Joker und Batman im Bereich der jeweiligen Lore betrifft. Ihr seid hiermit gewarnt - und: Alles, was jetzt folgt, ist nur meine Meinung. Los gehts:
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Okay, 2019 war ein überraschendes Jahr für mich, was das Kino betrifft. Wir hatten einige gute Filme in diesem Jahr und über eine besondere Art des Comic-Films möchte ich heute sprechen. JOKER ist ein Charakterdrama von Todd Philips aus dem Jahr 2019, hat eine Laufzeit von 122 Minuten und in den Hauptrollen sind Joaquin Phoenix und Robert De Niro zu sehen. Der Film handelt vom Werdegang und Aufstieg des Jokers, dem größten Widersacher von Batman.
Seine Mutter hingegen leidet an Wahnvorstellungen, etwa behauptet sie immer wieder, vor 30 Jahren eine Affäre mit Thomas Wayne (Brett Cullen) gehabt zu haben sowie dass Thomas Arthurs Vater sei und sie nicht begreifen könne, wieso er ihr und ihrem Sohn nicht helfen will. Zusammen mit ihrem Sohn schaut Penny Fleck jeden Abend die Murray-Franklin-Show, eine Late-Talkshow, dessen Host Murray (Robert De Niro) heimlich von Arthur verehrt wird. Sein größter Traum ist es, eines Tages selber Comedian zu werden und zusammen mit Murray eine eigene Show zu machen. Insgeheim träumt er sich ins Publikum und wird dort von Murray auf die Bühne gebeten. Als Arthur eines Abends in der U-Bahn nach Hause fährt, wird er von drei jungen Wallstreet-Mitarbeitern, die unter Thomas Wayne stehen, erneut gedemütigt, verprügelt und gemobbt. Aus lauter Wut zieht Arthur seine Waffe und erschießt die drei Männer in der Bahn.
Als die Polizei Arthur zu den Vorfällen befragen will, ihn jedoch zu Hause nicht antrifft, erleidet Penny einen Schlaganfall und kommt ins Arkham-Hospital. Arthur, der die Polizisten für den Zustand seiner Mutter verantwortlich macht, sucht Trost und Halt bei seiner Nachbarin Sophie (Zazie Beetz), die allein mit ihrem Sohn auf dergleichen Etage wohnt. Die Beamten suchen fieberhaft nach dem Killer in der U-Bahn, können Arthur die Tat jedoch nicht nachweisen. In der Zwischenzeit betätigt sich Arthur weiter als erfolgloser Comedian: Bei einem Auftritt bei einer Comedy-Show fängt er erneut an, ohne jeglichen Grund zu lachen, was seinen Auftritt zu einem Desaster macht. In einem weiteren Job versucht er als Platzanweiser im Theater Geld zu verdienen. Bei dieser Gelegenheit trifft er in der Toilette auf Thomas, der ihm offenbart, dass seine Mutter zwar bei ihm angestellt war, es jedoch nie eine Affäre zwischen ihm und Penny gab und sie sich diese Geschichte in ihrem Wahn eingebildet hat, was damals auch zur Kündigung führte. Ferner erfährt Arthur, dass Penny nicht seine leibliche Mutter ist, sondern von ihr adoptiert wurde. Seiner wirklichen Mutter wurde das Sorgerecht entzogen, da sie ihn verwahrlosen ließ. Das alles triggert Arthur dermaßen, dass er, nachdem er die Akten über seine Mutter aus dem Sanatorium geklaut hat, ins Krankenhaus fährt und seine Mutter mit dem Kissen erstickt.
Arthur sucht erneut seine Nachbarin auf, um sich bei ihr auszuheulen. Es stellt sich jedoch heraus, dass nie eine Beziehung zwischen den beiden gegeben hat. Kurz darauf sitzt Arthur dann in seiner Wohnung und hört die Polizei und den Rettungsdienst vorfahren. Wir erfahren jedoch nicht, ob er ihr wirklich etwas angetan hat, aber dazu mehr gleich im Fazit. Am nächsten Tag bekommt Arthur einen Anruf aus der Fernsehredaktion: Sein Auftritt, der zur Blamage wurde, hat es in die Hände von Murray Franklin geschafft, der ihn nun in seine Show einladen will, um sich über ihn lustig zu machen. Arthur beginnt mit der Transformation in den Joker: Er färbt sich die Haare grün und malt sich sein markantes Make-Up ins Gesicht, als es auf einmal an der Tür klopft. Zwei Kollegen wollen scheinbar nach ihm schauen. Als einer von ihnen erneut anfängt, sich über Arthur lustig zu machen, tickt dieser aus und tötet ihn brutal mit einer Schere. Sein Kumpel steht fassungslos daneben und bekommt ebenfalls Todesangst, doch Arthur lässt ihn gehen und macht sich auf den Weg zum TV-Studio.
Kurz vor seinem Auftritt lernt er nun Murray erstmals persönlich kennen und bittet ihn darum, ihn als "Joker" anzukündigen. Der TV-Auftritt scheint für Arthur eine Art Durchbruch zu sein: Murray, der nur die Absicht hatte, sich über ihn lustig zu machen, wird sichtlich geschockt, als Arthur beichtet, er habe die drei Männer in der U-Bahn erschossen und sich sichtlich stolz auf seine Tat präsentiert. Nach einer minutenlangen Debatte über das wie und warum, schießt Arthur Murray schließlich vor laufenden Kameras in den Kopf und fängt an, vor der Kamera zu tanzen, bis diese aufgrund der Vorfälle abgeschaltet wird. Arthur wird auf dem Weg zur Polizei von drei Männern mit Clownsmasken befreit. Parallel dazu verübt ein weiterer, maskierter Clown den Mord an den Eltern Bruce Waynes' (Dante P. Olson). Sichtlich erfreut über die tobenden Unruhen in Gotham, schmiert Arthur sich mit seinem eigenen Blut ein Grinsen ins Gesicht.
Der Film endet mit dem Verhör in Arkham: Arthur sitzt rauchend und lachend am Tisch. Auf die Frage seiner Therapeutin, wieso er gerade lacht, antwortet er nur, dass sie diesen Witz sowieso nicht verstehen würde und verlässt dann das Zimmer mit blutigen Schuhabdrücken, um sich mit den Pflegern eine Art Katz-und Mausspiel zu liefern.....
Daneben haben wir diese genialen Dialoge - was mich nicht wundert, denn ich meine seinerzeit gehört zu haben, dass Phoenix nur Drehbücher annimmt, wenn er wirklich zu 100% daran glaubt, dass aus dieser Nummer was wird. Und das sieht man auch in wirklich JEDER Rolle, die er spielt. Für die Rolle des Arthur Fleck hatte Phoenix laut Aussagen nur einen Apfel am Tag zu essen gehabt und verdammt nochmal, er sieht wirklich abgefuckt und furchtbar aus. DAS ist Hingabe für eine Rolle. Ja, ich sags auch nochmal: Der Mann ist ein richtiger Künstler. Auch den Verlauf, wie er langsam wahnsinnig wird: Anfangs ist sein Lachen schier aufgesetzt, gezwungen und krampfhaft - immer wenn er - ich sagte es ja schon - unter Stress, Anspannung oder Angst steht, kommt diese unkontrollierbare Reaktion. Auch, als er in der Vorführung sitzt, ist sein lachen nie on Point sondern immer leicht versetzt zum übrigen Publikum. Später wirkt es freier und glaubhafter, weniger aufgesetzt, nachdem er die drei Kiddies erschossen hatte, ist mir das extrem aufgefallen.
Parallel dazu haben wir dann Robert De Niro als Host Murray Franklin - und erneut muss ich zitieren: er rockt es. Diese Rolle ist auf Rob zugeschrieben, wozu es auch dutzende Beispiele gibt, die einen Paycheck offenlegen. Hier ist es 100% De Niro - und ich liebe es. Harald Schmidt in der US-Arschloch-Version ist einfach nur köstlich. Wie er versucht, sich anfangs über Arthur lustig zu machen und dann auf einmal völlig entsetzt ist, als sich sein Gast mit den U-Bahn-Morden brüstet. Das alles in eine Live-TV-Show zu packen, ist so krank wie genial und es gibt einen erneuten 100%-Joker-Moment, als er in die Kamera grinst, nachdem er Murray eiskalt abgeknallt hat.
Was ich persönlich aber am meisten liebe: Die Machart des Filmes lässt den Zuschauer am Ende mit Fragen zurück. Das hat man im gesamten Film, dass wir Dinge sehen, die wir danach in Frage stellen. Ich nahm vorhin als Beispiel seine Nachbarin Sophie: Es stellte sich raus, die Beziehung war nur Einbildung und Wunschtraum: Doch hat er sie in der einen Nacht wirklich ermordet? Ein anderer Moment, als wir Arthur und Thomas in der Toilette sehen. Direkt danach gibt es einen harten Cut und wir sehen Arthur auf einmal in seiner Wohnung im Flur vor dem Spiegel - wo ich mich immer frage: Ist das jetzt wirklich so passiert?! Und ja, das macht der Film wirklich klasse und auf eine Art und Weise, die ich so noch nie vorher gesehen hab.
Letzter Punkt, den ich unbedingt noch ansprechen muss ist die Musik. Sowohl der Soundtrack als auch die Songauswahl sind hier on Point. Ich feiere die Sequenz, als sich Arthur in den Joker verwandelt und im Hintergrund auf voller Volume "That's Life" von Franky Boy dudelt. Ein weiterer, fantastischer Joker-Moment, der einfach nur genial ist. Ich glaub, der bis heute einzige Film, bei dem ich ähnlich über die Musik spreche, ist Pulp Fiction, bis heute meine unangefochtene Nummer eins, was das Kino angeht.
Der wirklich einzige Kritikpunkt, den ich äußern muss: Ich persönlich hätte diesen Film nicht Joker genannt, sondern beispielsweise einfach nur Arthur. Wahrscheinlich wäre mein Schädel explodiert, wenn ich am Ende auf einmal feststelle, Moment, ist das hier die Origin von Joker?! - Wenn sie das so gemacht hätten wäre der Film ein Meisterwerk mit Sternchen geworden. Aber alles in Allem hat Philips hier einen Meilenstein im Comic-Kino erschaffen. Und nochmal, der Werdegang von Hangover zu diesem Film - Chapeau!
Und das sind meine Gedanken zu Joker von Todd Philips aus dem Jahre 2019. Doch jetzt frage ich wie immer euch: Wie findet ihr den Film, was mögt ihr, was hasst ihr? Ist es ein Meisterwerk oder die pure Vergeudung von Zeit und Geld? Alle Meinungen sind willkommen in den Kommentaren.
Und damit bedanke ich mich recht herzlich fürs reinklicken und durchlesen und wünsche euch an dieser Stelle wie immer ganz ganz viel Spaß beim Filme- und Seriengucken.
Machts gut & bis bald!
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