Freitag, 20. Juni 2025

So macht man Sequels: 28 Years Later | Review/Kritik

Der 12-jährige Spike, der nach dem Ausbruch der Seuche geboren wurde, wagt sich zum ersten Mal aufs unsichere Festland, um von seinem Vater zu lernen, wie man Infizierte tötet. Als sich der Zustand seiner Mutter weiterhin verschlechtert, beschließt Spike heimlich und gegen den Willen seines Vaters mit seiner kranken Mutter zu einem ominösen Arzt zu gehen, um den sich viele Mythen ranken. Ein gefährlicher und extrem tödlicher Trip steht bevor, bei dem sowohl Spike als auch seine Mutter lernen, worauf es im Leben ankommt...




Gude, liebe Watcherz und herzlich willkommen zu einem weiteren neuen Filmreview. Ich war gestern erneut  im Kino und habe für euch 28 Years Later von Danny Boyle geguckt. Was ich von der Nummer halte, das erfahrt ihr jetzt hier. Und wie gewohnt, werde ich auch dieses Mal so vage wie möglich sein, was Plot und Twists angeht. Eventuell muss ich hier einige Spoiler aus den ersten beiden Filmen adressieren, doch zu diesem Film werde ich wirklich bemüht sein, euch nicht alles zu verraten. Und natürlich ist auch dieses Mal erneut alles nur meine persönliche Meinung. Bitte, bitte, bitte seid euch dessen bewusst. 


FILMINFO:
28 Years Later ist ein  Horror-Drama mit Thrillerelementen mit einer Laufzeit von 114 Minuten, das von Danny Boyle inszeniert wurde, der zusammen mit Alex Garland auch das Drehbuch schrieb. Es handelt sich um die Fortsetzung von 28 Weeks Later aus dem Jahr 2007 und erzählt die Geschichte des jungen Spike, der nicht nur schnell erwachsen werden, sondern sich auch mit den Schattenseiten seiner Existenz rumschlagen muss. Der Film startete offiziell am gestrigen 19. Juni 2025 in den deutschen Kinos. In den Hauptrollen sind Aaron Taylor-JohnsonAlfie Williams und Ralph Fiennes zu sehen. 


PROLOG:
Vor 23 Jahren legte Danny Boyle mit 28 Days Later... den Grundstein für das Comeback der Zombiefilms auf der großen Leinwand. Und obwohl es nicht primär um Zombies geht, sondern eher um ein hochansteckendes Virus, das Wut und Raserei auslöst, kann man diesen Film doch irgendwie als ein Zombie-Subgenre betrachten: Durch einen Zwischenfall in einem Labor wurde ein Virus freigesetzt, dass die Menschen Englands in rasende und wütende Bestien verwandelt. Und ja, dieser Film hat mir damals außerordentlich gut gefallen. Gute fünf Jahre später servierte man uns dann  mit 28 Weeks Later eine würdige Fortsetzung, die aber meines Erachtens nicht mehr so gut war, wie das Original, das damals ja ein wirklich origineller Neuanstrich für dieses Subgenre war. Danach ließ man uns dann eine verdammt lange Zeit warten: Insgesamt 18 Jahre hat es nun gedauert, um den dritten Film im Franchise auf die Leinwand portiert zu bekommen. Ich hab ihn nun gestern gesehen und - Meine Güte. Hier wird etwas gemacht, das hab ich so nicht mal ansatzweise erwartet. Doch worum gehts genau? Legen wir endlich los. Wie immer spreche ich nur grob über den Plot und rede ansonsten nur über die Dinge, die man schon im Trailer sieht. 


STORY:
Gut drei Jahrzehnte nach dem Ausbruch der verheerenden Seuche, haben sich die Menschen in England mit der Situation abgefunden: Das Festland wurde unter Quarantäne gestellt, während sich einige Überlebende auf eine kleine Insel retten und dort verbarrikadieren konnten. Der einzige Zugang zum Festland ist ein schmaler, ca. 2km langer Damm, der nur während der Ebbe-Periode begehbar ist und bei Flut unter Wasser steht. Fokus des Films ist hier nun der 12-jährige Spike, gespielt von Alfie Williams, der nun endlich lernen soll, sich gegen die Infizierten zu verteidigen. Spike lebt mit seinen Eltern (Aaron Taylor-Johnson, Jodie Corner) in jener Kolonie, die streng bewacht wird und soll nun mit seinem Vater zusammen das Festland betreten, um - wie er findet - endlich erwachsen zu werden.. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, das könnt und sollt ihr am besten selbst auf der Leinwand sehen.  


MEINUNG:
Nach gut zwanzig Jahren Pause war ich in diesem Jahr wirklich extrem gehyped, was diesen Film angeht. Und ja, scheinbar hat die lange Pause hier auch wirklich Sinn gemacht, denn man geht hier in eine Richtung, die ich so nicht mal ansatzweise auf dem Schirm hatte. Doch der Reihe nach: Wie immer spreche ich zunächst über die Dinge die ich mochte, bevor es dann zur konstruktiven Kritik übergeht. 

Aaron Taylor-Johnson, der zur Zeit wohl einer der gefragtesten Schauspieler überhaupt ist - und das nicht erst seit Filmen wie The Wall, The Kings Man, Tenet, oder jüngst auch Nosferatu, als Jamie, der sowohl seinen Sohn nach dem Trip aufs Festland größer macht, als er es in Wirklichkeit war, daneben seine  kranke Frau vernachlässigt, sich stattdessen lieber mit anderen Damen vergnügt, die nur warten, dass ihr Platz frei wird, das fand ich ne ziemlich heftige Kombination, die in meinen Augen aber sehr gut funktioniert hat. Er will überall der beste sein, vergisst dabei aber das Wichtigste im Leben überhaupt. Daneben dann Spike - und hier muss ich erneut sagen: Was ist das bitte für eine hammergeile Kinderperformance?! Dieser Junge, Alfie Williams, ich muss ihm an dieser Stelle ein SHOUTOUT geben. Denn das hat wirklich sowas von Spaß gemacht, zu sehen, dass der Junge in einer ganz eigenen Bubble festhängt: Er will erwachsen werden, aber auf seine eigene Art und Weise und nicht unbedingt auf dem Weg des Vaters. Das alles ist so genial geschrieben und auch gespielt, vor allem im 2. Akt, denn der Film HAT eine Message, HAT eine klare Botschaft, aber dazu gleich im Fazit noch ein, zwei Worte. Was mich noch zur Mutter Isla bringt, gespielt von Jodie Corner, die kranke Mutter, die wir schon als Kind in der Eröffnungssequenz sahen. Auch sie liefert von Sekunde eins eine glaubhafte Performance, mit dem Wissen um ihren Zustand, vor dem sie ihren Sohn schützen will, es jedoch nicht übers Herz bringt, ihm die Wahrheit zu sagen. Und das bringt mich noch zu Ralph Fiennes als Doctor Kelson: Mei-Ne-Fres-Se: Dass ist erneut der fucking Scene-Stealer im Film. Es dauert etwa bis zur Mitte des 2. Aktes, bis man ihn das erste Mals sieht. Bis dahin kennen wir diesen Arzt nur aus den Erzählungen von Jamie. Für mich ist er Front und Center in diesem Film, auch, wenn er gar nicht so viel zutun hat, seine gesamte Screentime sind vielleicht 25-30 Minuten, doch dieser gesamte 2. Akt bis zum Finale, man braucht hier keine übertriebene Spannung, wenn dieser Arzt einfach nur da steht, nachdenklich ins Leere blickt und dabei kein einziges Wort sagt - es zeitgleich schafft, dadurch Emotionen zu wecken - WUNDERVOLL - Dafür wurden Kinos gemacht. Es ist für mich - Mit ABSTAND - die beste Performance, die ich in diesem Jahr auf einer Leinwand sehen durfte. 

Und so rede ich noch kurz über das Handwerk: Gedreht wurde mit einem IPhone der neuesten Generation, was es Boyle erlaubt, explizite Angriffe und Einschüsse zeitgleich aus verschiedenen Winkeln zu zeigen. Etwas, was vorwiegend in der ersten Hälfte des Films vorkommt. Auf mich persönlich wirkten die Bilder derbe zerhackt und nicht wirklich flüssig ineinander übergehend. Ich weiß nicht, ob das Absicht war, oder der Tatsache mit den Blickwinkeln geschuldet ist. Etwas, was mich vor allem in der Eröffnung ein paar mal rausgerissen hat. Auch diese Ansätze von FF zu Beginn des Films. Ihr wisst, ich mag keine so stark verwackelten Bilder. Doch hier fühlte sich das wirklich organisch an. Apropos Eröffnung: Erneut stockte mir der Atem: Wir beginnen mit einem Flashback: Kinder sitzen in einem Raum vor dem TV, während hinter der Tür das blanke Grauen stattfindet. Boyle hat diese 7-10 Minuten derart klaustrophobisch inszeniert, mit dieser bedrückenden Musik von Young Fathers, ich hatte ein derart ungutes Gefühl im Kino, wenn man diese Klänge hört, gemischt mit den Schreien der Eltern, dazu die Blicke der Kinder, was das mit mir gemacht hat - das ist meine favorisierte Art des Horrors. Und diese Eröffnung ist allein deswegen schon der Knaller. Aber ich will auch hier nicht zu viel verraten. 

Richtig gut wurde der Film dann zum Beginn des 2. Aktes, wenn dieser Junge begreift, was im Leben zählt, lernt, dass alles vergänglich ist "MEMENTO MORI" - und wie Kelson DAS vermittelt - meine Güte, ich LIEBE es!! Generell haben wir in der zweiten Hälfte des Filmes dann auch wieder sowas wie Bildsprache, mit diesem atemberaubenden Weitwinkel und dem Score, der - ich sagte es schon - hier wieder wie Arsch auf Eimer passt. Die Effekte, wenns denn mal blutiger wird, sind mir nen Tacken zu computerlastig, was ich schade finde, wenn ich sowas in der Ästhetik der sonstigen Kamera sehe. Aber gut, einen Tod muss man sterben. Generell steht hier aber auch nicht die Brutalität im Vordergrund. Die hatten wir mMn im ersten Film zu genüge, es gibt demnach wenig neues oder innovatives - aber die Kamera hält in den entsprechenden Sequenzen auch voll drauf: Enthauptung samt Rückenmark, Ekelsequenzen, Headshots und fliegende Gliedmaßen - Alles kommt vor, jedoch eher dosiert. Und für mich persönlich war dies für ein Horrordrama durchaus ausreichend.  

Das Ende hingegen war mir persönlich dann doch wieder nen Tacken zu drüber. Wenn der Jimmi aus der Eröffnungssequenz als Erwachsener vor den Infizierten auftaucht und mit seiner Gang dann lächelnd alle diese Freaks niedermetzelt. Doch ganz ehrlich: sich hierüber jetzt aufzuregen und zu sagen: Der Film ist generell Kacke, find ich erneut "jammern auf sehr hohem Niveau". 


FAZIT:
28 Years Later ist ein Film, der in erster Linie mehr Drama als Horrorthriller ist. Denn - ich sagte es ja schon - es gibt hier eine Message: Eben besagtes "Memento Mori" - wisse - du wirst sterben - und wie das hier vermittelt wird - wenn dieser Junge seine Mutter in den Tod begleitet, der Abschied in Liebe - eine Lektion fürs Leben, die ewig anhält - das alles gepaart mit diesen beeindruckenden Bildern, diesem genialen Score: Zum ersten Mal seit Monaten war es totenstill im Kino, man konnte eine Stecknadel fallen hören - und das hat mich beeindruckt: Boyle schafft es erneut, ab der 2. Hälfte so etwas wie Magie auf die Leinwand zu zaubern und dies bis zum Ende beizubehalten, wenn Spike ein gerettetes Neugeborenes vor dem Tor der Siedlung ablegt, mit einem Brief an seinen Vater, in dem er sagt, er kommt zurück nach Hause, wenn er bereit dafür ist und am Ende noch offenbart, dass er das kleine, gerettete Mädchen nach seiner Mutter Isla benannt hat. Ich hatte zeitweise wirklich Tränen in den Augen. Ja, mich hat dieser Film extrem positiv überrascht und wirklich berührt. Und ich könnte mir vorstellen, dass er in meiner diesjährigen Top10 geführt wird. Alles in allem lässt sich sagen: Wer auf diesen Genre-Mix steht, dürfte genauso begeistert sein, wie ich. Wer Horror, Blut, Gedärme und andere Ekelhaftigkeiten erwartet, wird ebenfalls versorgt, jedoch - und das sollte euch klar sein, damit ihr am Ende nicht doch enttäuscht werdet: Die Gewalt ist deftig, steht hier jedoch nicht im Vordergrund. 


WERTUNG:
Genre: 8/10
Gesamt: 7,5/10


Und damit bin ich auch schon wieder am Ende meines Reviews zu 28 Years Later, von Danny Boyle in den deutschen Kinos zu erleben, seit dem gestrigen 19. Juni 2025. Und daher wie immer meine Frage an Euch: Seid ihr heiß drauf? Habt ihr den Film schon gesehen? Wenn ja, wie fandet ihr ihn? Schreibts mir gerne in die Kommentare. 

Und somit bedanke ich mich erneut ganz herzlich bei euch fürs Reinklicken und Durchlesen und wünsche euch wie immer ganz ganz viel Spaß, beim Filme und Serien-Gucken. Habt eine gute Zeit, nette Leute um Euch und machts gut, bis zum nächsten Mal.

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