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Hallo und willkommen zu einem weiteren Spoilertalk. Erst kürzlich hab ich dem neuen Film von Tim Burton ein knappes Review gewidmet, wo ich so'n bisschen über die Machart des Films und die Performance gequatscht hab, und wie gut das Ergebnis letztlich wurde. Doch irgendwie reicht das nicht, ich muss zumindest ein paar Dinge besprechen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind, nachdem ich den Film gestern nochmal im IMAX geguckt hab. Das heißt, hier wirds deutlich detaillierter, was Plot, Cast und Machart betrifft. Ihr seid hiermit gewarnt. Und: Alles was jetzt folgt ist nur meine persönliche Meinung. Damit sind alle wichtigen Disclaimer erwähnt, legen wir los.
Okay, es ist spannend zu sehen, wie sich Tim Burton über die Jahre entwickelt hat. Denn Beetlejuice aus dem Jahre 1988 ist nicht nur ein fantastisches Meisterwerk der Filmkunst, sondern der Film hat dazu noch eine riesige Fanbase, Ja, es ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme, den ich Minimum 1x im Jahr gucke, meist so um Oktober rum, weil er so clever ist: Ich meine Michael Keaton hatte hier gar nicht so viel Screentime: Bei gut 90 Min. Laufzeit sieht man ihn vllt gute 20 im gesamten Film. Aber immer wenn er on Screen ist, rockt er es, man sieht, er hat den Spaß seines Lebens. So viel, über 80% seines Dialoges, sind improvisiert, was den ersten Film bis heute so besonders macht. Und genau deswegen war ich generell immer gegen eine Neuauflage, oder eine Fortsetzung. Denn als Stand-Alone Film an einem kalten Herbstabend ist er perfekt, um in Halloweenstimmung zu kommen.
Allein aus diesem Grund war ich skeptisch. Burton hat nach zahlreichen Klassikern wie Batman, Edward Scissorhands, Sleepy Hollow und Ed Wood zunehmend auf CGI gesetzt, wenn es um die Effekte in neueren Filmen wie z.B. Alice in Wonderland oder Mars Attacks! ging. Der erste Beetlejuice hatte diese hervorragenden Stop-Motion Animationen, alles war praktisch und sieht heute noch genial aus. Obwohl der erste Film vor 36 Jahren in die Kinos kam, ist er kaum gealtert. Aber kann man das heute noch genauso machen? Kurz und knapp: Man kann! Aber kommen wir endlich zum Kern: Worum gehts?
Story:
Lydia Deetz (Winona Ryder) ist seit einiger Zeit der Host einer TV-Show, in der es um die Kommunikation mit Geistern geht. Ihre Tochter Astrid (Jenna Ortega) fühlt sich immer mehr alleine gelassen, was seit dem Tod ihres Vaters noch schlimmer wird. Als plötzlich die Nachricht vom Tod ihres Opas kommt, der mit dem Flugzeug abgestürzt ist und danach von einem Hai angegriffen wurde, steht plötzlich die gesamte Familie auf dem Plan. Nach der Beisetzung soll das Haus so schnell wie möglich verkauft werden, um die Geschehnisse von vor über 30 Jahren endgültig vergessen zu können.
Parallel dazu erleben wir das langsame Erwachsenwerden von Astrid, die sich am Halloween-Abend trotz der spontanen Hochzeit ihrer Mutter zum ersten Mal mit einem Jungen verabredet. Es stellt sich heraus, dass ihr Date tot ist, sie aber durch ihn die Chance bekäme, ihren Vater zu sehen, wenn sie ihr Leben gegen seinen Tod eintauscht. Ein weiterer Sideplot ist die Rückkehr von Delores (Monica Bellucci), die vor langer Zeit mit Beetlejuice verheiratet war und sich jetzt für ihre Zerteilung rächen will. Ihr auf den Versen ist der knallharte Geister-Cop und frühere Schauspieler Wolf Jackson (Willem Dafoe).
Da sowohl Beetlejuice als auch Lydia ihre gegenseitige Hilfe brauchen, unterzeichnet sie einen Ehevertrag, der festlegt, dass sie Beetlejuice bei Gelingen des Plans heiraten muss. Das Vorhaben glückt tatsächlich, indem Beetlejuice den Jungen beim Check-Out des Totenreichs austrickst. Durch eine Klausel ist der Heiratsvertrag zwischen Lydia und ihm jedoch hinfällig, da er beim Umsetzen des Plans gegen mehrere Paragrafen der Allianz verstoßen hat und somit wird er wieder zurück ins Totenreich geschickt.
Meinung:
Die ersten Bilder des neuen Films sahen so genial aus, dass ich die weitere Promotion des Films nicht mehr beachtet hab. Ich wollte vollkommen unvoreingenommen in diesen Film gehen und mich bestenfalls überraschen lassen, ob Burton der Nummer wirklich gerecht wird. Mit dem Ergebnis, dass ich im Kino saß und meine Kinnlade permanent irgendwo bei meinen Füßen war. Die Tricktechnik sieht hier noch genauso genial aus, wie vor 36 Jahren: Praktische Effekte, Stop-Motion, Longtakes, alles bekommt man hier. Dazu wird dann eine Form der CG gemischt, die endlich mal wieder gut aussieht, weil man sich Mühe mit der Liebe zum Detail gibt. Burton kann es noch: Die Kamera generiert super Bilder, die Farben passen, wenn wir in diese Zwischenweilt kommen, die hier auch mehr beleuchtet wird, haben wir eine ganz andere Palette an Farben, als in der realen Welt. Die Effekte, vor allem, wenns um den Horror geht, sind gut gemacht, teilweise handwerklich, teilweise mit so dosiertem CG, dass es kaum auffällt. Wobei ich mich teilweise aber doch wundern musste, dass der Film bei manchen Bildern noch ne FSK-12 abbekommen hat.
Casttechnisch ist es bereits die 4. Zusammenarbeit zwischen Keaton und Burton, nach beiden Batman-Filmen und dem Vorgänger dieser Nummer hier also das vierte mal und erneut passt alles. Keaton hat, wie im Original gar nicht so viel zutun, aber wenn er on Screen ist, rockt er es, als wär er für diese Nummer geboren. Anders als bei The Flash, wo er als Fanservice einige ikonische Sätze daherspuckte, überzeugt er hier, und das nicht nur, was den Fanservice angeht. Winona Ryder zum 2. Mal in der Rolle der Lydia, diesmal als erwachsene Frau mit Tochter und überstürzten Hochzeitsplänen ist einfach nur wundervoll. Viel Slapstick und Situationskomik inklusive, wenn sie versucht, Job, Tochter und Stiefmutter unter einen Hut zu kriegen, dabei noch die Pläne für die Zeremonie am Halloween-Abend. Einfach nur herrlich. Catherine O'Hara, erneut als Stiefmutter und Oma Delia Deetz hat hier gar nicht mehr so viel zutun und überlässt den Platz lieber einer Jenna Ortega, die nach dem großen Erfolg von Wendnesday nun auch schon die zweite Arbeit zusammen mit Burton verrichtet und uns hier so ne kleine aber fein gemachte Comig-Of-Age-Story gibt, die aber m.E.n so zuckersüß ist, dass es einfach in diese Welt passt. So komm ich zum letzten Neuzugang im Franchise, nämlich Wolf Jackson, gespielt von Willem Dafoe mit sehr geilem Makeup, das zumindest praktisch aussieht, weil er auch immer die Devise verkündet: Egal, was ihr tut Leute, es muss echt aussehen - gibt der Nummer zusätzlich noch ne Prise Comedy mehr, wo ich wirklich meinen Spaß im Kinosessel hatte.
So komm ich noch zur Musik, hier erneut von Danny Elfman, der ja schon Blockbuster wie Darkman oder Spider-Man von Sam Raimi, Batman und auch Planet der Affen vertont hat, liefert hier, wie auch schon im ersten Film solide Arbeit mit einem auf die Szenen zugeschriebenen Score. Aber auch der Soundtrack des Films passt erneut in die Szenerie des Films. Einzig der erneute Einsatz von Harry Belafontes Banana Boat in der Beerdigungsszene fand ich zu sehr drüber und deplatziert. Ich meine, im ersten Film hat er das benutzt, um die Deetz' loszuwerden, es war Teil seiner Grotesken Austreibung. Aber das hier?! Allerdings ist dies "Jammern auf sehr hohem Niveau", weil der Film sonst quasi alles richtig macht.
Fazit:
Definitiv ist Beetlejuice 2 eines meiner diesjährigen Kinohighlights. Burton kann es noch. Ich will jetzt nicht alles aus meiner ersten Kurzreview wiederholen, aber tatsächlich ist hier endlich wieder ein Meisterwerk gelungen, dass ich in dieser Form schon so lange vermisst hab. Sowohl handwerklich als auch schauspielerisch mit das Beste, was ich dieses Jahr im Kino gesehen hab.
Wertung:
Genre: 9,5/10
Gesamt: 10/10
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