Donnerstag, 17. Oktober 2024

Ein Meisterwerk: Smile 2 (2024) | Review/Kritik



Hallo und willkommen zu einem weiteren Review. Ich war erneut verfrüht im Kino und habe Smile 2 gesehen. Und meine Güte: Was man uns hier serviert, ist eine der besten Inszenierungen im Genre, ich glaub, seit Hereditary. Bevor ich jetzt gleich über den Film spreche, hier meine Üblichen Hinweise: Wie immer, wenn ich Filme verfrüht gucke, spare ich mir größere Spoiler zum Plot und spreche nur über das, was ich mag und was nicht. Eventuell gibts einige Spoiler zum ersten Film. Und natürlich ist alles nur meine persönliche Meinung. Ihr seid hiermit gewarnt.


Smile 2 startet am heutigen Donnerstag in den deutschen Kinos, ist ein Horrorfilm mit einer Laufzeit von 127 Minuten, ab 18 Jahren freigegeben und ist die Fortsetzung zum Film Smile von 2022. Für Regie und Drehbuch war, wie schon im ersten Film, erneut Parker Finn verantwortlich. 


Okay, ich muss an dieser Stelle erstmal ein wenig ausholen. Denn der erste Smile war für mich endlich wieder so ein Film, der vor zwei Jahren ausm Nichts kam, mich endlich wieder von Anfang bis Ende unterhalten hat und dafür auch noch so verdammt gut aussah. Generell würde ich diese Art von Film einordnen, als ein Mix aus It Follows und The Grudge, - zumindest, was die reine Prämisse angeht. Nur in dem Fall die bessere Version davon: Wir sehen das Leben der Psychologin Dr. Rose Cotter, die in einer ihrer Sprechstunden mit ansehen muss, wie eine ihrer Patientinnen Suizid begeht und von nun an von einem monströsen Wesen verfolgt wird, das zwar jedes mal eine andere Gestalt annimmt, jedoch permanent am Grinsen ist. Und dieser Film, der damals bei 17 Millionen Dollar Budget um die 217 Millionen in die Kassen gespült hat, war so eine Wucht, dass ich mir eigentlich immer sagte, ich brauche davon keine Fortsetzung. Doch nun haben wir sie und ich bin erneut einfach nur begeistert. 


Wie immer spreche ich zuerst über die positiven Dinge und für alle, die sich immer beschweren, von wegen meine Reviews sind zu lang, einmal kurz zusammengefasst: Dieser Film ist nach Dune erneut ein Paradebeispiel dafür, wie man Sequels macht, denn Teil eins ist von Sekunde eins an Kanon in diesem Film. Für diejenigen, die es doch etwas genauer wissen möchten: Fokus ist hier nun die junge Skye Riley, eine Popsängerin, die vor etwa einem Jahr sehr negativ durch ihre exzessiven Drogeneskapaden auffiel, zudem noch mit einem Trauma aus dieser Zeit klarkommen muss und nun diese merkwürdigen Dinge sieht, die nach einem Vorfall bei einem ihrer Bekannten immer wieder ihren Weg kreuzen. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht über den Plot verraten, das könnt und solltet ihr ab heute alles selbst im Kino erleben. 


Und so spreche ich zunächst erst über den Cast, bestehend aus einer absolut genial besetzten Naomi Scott, die diese Rolle einfach nur rockt. Sie meistert sowohl das kaputte Image eines ehemals drogensüchtigen Popstars, als auch die Horrorsequenzen wie ein Vollprofi. Einigen wird sie noch ein Begriff sein aus Filmen wie 69 Tage Hoffnung, Aladdin oder die Neuauflage von Drei Engel für Charlie von Elizabeth Banks. In diesem Film aber, liefert sie, für mich persönlich genommen, die beste Performance ihrer bisherigen Karriere. Sowas zu sehen, macht einfach nur Freude. Daneben haben wir eine uns schon aus dem Vorgänger bekannte Rolle, erneut gespielt von Kyle Gallner. Er hat hier auch schon eine gewisse Erfahrung im Genre, durch seine Rollen in Scream, dem Remake von A Nightmare On Elm Street, von dem ich bis heute kein Fan bin, oder auch Jennifers Body und schlüpft hier erneut in die Rolle des Joel, den wir schon aus dem ersten Film kennen. Das Schauspiel wirkt von Sekunde eins glaubhaft und auch der restliche Cast, bestehend aus einer mir völlig unbekannten Dylan Gelula, oder Rosemarie DeWitt und Ray Nicholson überzeugte mich den gesamten Film über. Gerade Nicholson mit seiner total überdrehten Performance - Man sieht einfach, er ist der Sohn von Jack Nicholson und mindestens genauso genial, was das Overacting angeht. Sowas nenn ich eine perfekte Besetzung. 


Auf handwerklicher Ebene wurde hier einer der besten Filme des Jahres geschaffen: Erneut ein fettes Lob für die Kamerabilder, die Farben und ihren punktuellen Einsatz, die Masken und das Makeup, wie geil man hier mit Licht und Schatten spielt, dabei die pure Klaustrophobie erzeugt, zumindest gibt es ein bis zwei Takes, die mir wirklich nen Schauer übers Kreuz laufen ließen. Allein schon die Eröffnungssequenz: Zu Beginn des Films haben wir eine lange Kamerafahrt, die so geil ist, dass mir erneut die Kinnlade runterklappte. Es ist eine lange Fahrt die über siebeneinhalb Minuten geht und dazu ein schwenken,  doch man verzichtet dabei auf jeden noch so kleinen Cut. Dazu sind die Effekte teils handgemacht und teils aus dem Computer, was vor allem gegen Ende des Films auf mich etwas seltsam gewirkt hat. Aber wenn man bedenkt, dass Finn vor seiner Langfilm-Karriere damit begann, Youtube-Kurzfilme zu produzieren, der Weg bis hin zu Smile und jetzt diesem Sequel, ich kann erneut nur sagen, dass ich vor derartigen Werdegängen einfach nur den größten Respekt habe. Auch, was die Jumpscares angeht, ist diese Machart eine ganz andere, als die sonst im modernen Horror alá Conjuring übliche: Weil sind wir ehrlich: Meist gibts lauterdrehende Musik bis es zu einem Basseklat kommt und wir eine Katze ins Bild springen sehen. Das ist hier nicht der Fall: Die Jumpscares in Smile 2 schockten mich wirklich, als ich in der Preview war und neben mir ist auch der ganze Saal zusammengezuckt, weil das sind Bilder, die sich dann einbrennen. Genau so stell ich mir Grusel vor. 

Das geilste am Film - und das sage ich erneut, weil es mich einfach nur umgehauen hat - ist der Score. Ich liebe diese verstörenden Klänge, sie erzeugten wirklich von Sekunde eins ein extrem unangenehmes Gefühl beim gucken, sind perfekt auf die Szenerie abgestimmt und lassen in so mancher Sequenz erneut die Welt untergehen: Donnernder Bass und perfekt ausbalancierte Rears. In Dolby Atmos ist dieser Film ein wahrer Hochgenuss. Die übrige Musik, die wir dann bei Auftritten, Videodrehs usw hören, ist TikTok-typischer Müll-Pop, wie man ihn dauernd hört, sobald man heutzutage Teenager um sich hat: Herrlich bescheuert mit saudummen Texten. Aber ich finde, auch das passt zum Image eines Films über einen Popstar.

Auch, wie man hier erneut wieder so clever mit dem Genre spielt, liebe ich einfach nur: Vermarktet als Horrorfilm haben wir hier auch eine ganze Menge an Drama. Vor allem wenn es um das frühere Leben und den Struggle von Skye geht, die ja mit zum Kanon gehören und diese Geschichte für mich nur noch besser machen, als sie ohnehin schon ist. Dazu haben wir dann diese doch äußerst heftige und brutale Szenerie, die dieses mal aber auch eine Freigabe ab 18 rechtfertigt, denn die Kamera hält dementsprechend voll drauf, wenns um die Horrorsequenzen geht. Anders als bei den meisten Sequels, steht hier aber nicht im Fokus, mit jedem mal brutaler zu werden, sondern uns nach und nach eine Geschichte zu erzählen, die gekonnt episodenweise aufgebaut und wirklich packend ist, wo die Charaktere einem nicht am Arsch vorbei gehen, da sie nicht nur da sind für den Bodycount, sondern man ihre Geschichte weiter erzählt und dann in einen neuen Handlungsstrang übergehen lässt. Das alles liebe ich an diesem Sequel. Nochmal: Ich brauche nicht eine Goreorgie nach der anderen, ich möchte mich gruseln, erschrecken und dazu gut unterhalten werden, daher ist mein Fable eher subtiler Horror, oder Storys, die durch Andeutungen erzählt werden. 

Und so komm ich noch zum Ende des Films: Hier wurds meiner Meinung nach mit der CG ein wenig übertrieben. Zeitgleich muss ich aber sagen, dass dieses Ende einen Weg in eine völlig neue Richtung für dieses Franchise ebnet. Das Ende hat bei mir für gemischte Gefühle gesorgt, doch sagte ich anfangs, dass ich immer gegen ein Sequel war, so bin ich jetzt heiß drauf, wie es weitergehen könnte und das allein ist schon spannend, vor allem zu erfahren, wie sie die Nummer enden lassen.


Fazit:
Es ist für mich persönlich definitiv die Kinoüberraschung des Jahres: Zu erleben, wie erschreckend, bedrohlich und letztlich sogar tödlich ein simples Lächeln sein kann. Dabei dann noch die richtige Mischung aus Horror, Gore und Drama in die Hoffnungen eines jungen Popstars zu schreiben, ist so beängstigend, wie genial. Weil sind wir ehrlich: Skye ist eine ehemalige Drogensüchtige, der man hier durchaus unterstellen kann, dass sie sich das alles nur einbildet - und das finde ich so verdammt clever. Auf mich wirkt es, als hätte sich Finn hier am ersten Script von JOKER orientiert: Der Film hat ebenso einige dieser Momente, wo man sich tatsächlich fragt, ist das jetzt gerade wirklich passiert, oder alles nur Einbildung. Smile 2 ist endlich wieder die Art von Film, die ich im Kino genießen konnte, ohne dauernd auf die Uhr zu starren. Das Pacing ist trotz über zwei Stunden Laufzeit angenehm und auch sehr auf Tempo gemacht. Die filmische und auch die schauspielerische Leistung sind mit die besten, wenn nicht sogar DIE besten, was das aktuelle Kinojahr angeht. Der Film hat mich von Anfang bis Ende in den Sitz gedrückt und die handwerkliche Arbeit sorgte dafür, dass meine Kinnlade erneut irgendwo bei meinen Füßen war. Ich machs kurz: So müssen Fortsetzungen sein, damit das Horrorkino endlich wieder Spaß macht.

Das einzige, was ich nicht gebraucht habe, sind diese Über-Kopf-Drehungen, für die Finn scheinbar ein Fable hat. Im ersten Film hat sich das noch organisch angefühlt, doch hier kommt es 2-3 mal an Stellen, wo es überhaupt keinen Sinn macht. Daher hierfür in der Gesamtwertung einen halben Punkt Abzug. Ansonsten bleibe ich dabei: Es ist mit Abstand der beste atmosphärische Horror-Thriller seit Hereditary


Wertung:
Genre: 10/10
Gesamt: 9,5/10


Und das sind meine Gedanken zu Smile 2, in den deutschen Kinos ab heute, dem 17.10.24. Doch jetzt frage ich euch: Habt ihr Bock drauf, wie steht ihr zum ersten Film, oder generell zu dieser Art des Genres? Schreibts mir in die Kommentare, ich freu mich. 

Machts gut und viel Spaß, beim filmegucken. 

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