Hallo und willkommen zu einem neuen Essay: Es gibt Filme, die einen nicht mehr loslassen, sobald man sie einmal gesehen hat. Und genau so einen Film, bzw. die Mythologie dahinter will ich heute versuchen, ein wenig greifbarer zu machen: Smile! Viele Leute, die mit dieser Art des Horrors nichts anfangen können, attestieren dem Film bis heute, grottenschlecht zu sein. Eine Meinung, die ich nicht nachvollziehen muss, aber ich kann sie akzeptieren. Ich möchte dennoch heute mal ein wenig mehr darauf eingehen, wieso ich sage, diese Filme sind die besten Genreperlen, die ich seit Jahren auf der Leinwand geschaut habe.
Ich hab ja schon in meinem Review zum Sequel einige Plotholes aus dem ersten Film angekratzt, doch diesmal möchte ich gern einen größeren Blick auf den Fluch bzw. dieses mysteriöse Wesen werfen, mit dem es Rose Cotter und Skye Riley in den beiden Filmen zutun bekommen. Wird es hier zu spoilern kommen? Ja, aber da Teil zwei erst seit diesem Wochenende im Kino läuft und es zudem noch kein Review zu Teil eins gibt, werd ich dahingehend einige Spoiler zum ersten Film in dieses Essay mit einfließen lassen. Im großen und ganzen gehts jedoch vorrangig um die Filmmythologie bzw. meine Deutung. Und wie immer ist alles was jetzt folgt, nur meine persönliche Meinung. Legen wir los.
Okay, der erste Langfilm von Parker Finn war vor zwei Jahren erneut so eine kleine Independent-Produktion von Paramount, die aus dem Nichts kam und mich sowas von positiv überrascht hat, dass ich noch Wochen nach dem Gucken über diesen Film nachgedacht habe. Parker Finn begann seine Karriere eigentlich damit, Kurzfilme zu drehen und diese dann auf YouTube zu veröffentlichen. Einen dieser Filme, Laura Hasn't Slept, hat er dann 2021 zu einem Spielfilm ausgearbeitet und daraus dann Smile entwickelt. Und auch, wenn er sehr viele Elemente aus It Follows von 2017 übernommen hat, ist es kein bloßes Rip-Off, wie beispielsweise Fred Dursts The Fanatic, der ja ne faule und lustige 1:1-Kopie von JOKER war. Aber Joker ist erneut ein gutes Beispiel, orientiert Regisseur Todd Philips sich hier doch auch sehr stark an Filmen wie Taxi Driver, ist Joker doch ein eigenständiges Werk und erzählt eine eigene, in sich geschlossene und gut geschriebene Story. In Smile erkennt man zudem aber auch noch eine große Einflussnahme von Filmen wie The Grudge oder Ringu. Doch Smile setzt, für mich genommen, diese Elemente wesentlich besser um als alle drei genannten Filme zusammen, was ihn für mich heute noch zu einem der besten atmosphärischen Horrorfilme der letzten 25 Jahre macht. Glaube, der letzte Film, der mich derart gepackt hatte, war damals The Blair Witch Project. Ebenfalls eine Low-Budget/Found-Footage Produktion, die einen ziemlich starken Eindruck hinterlassen hatte. Aber worum gehts eigentlich in der Story von Smile?
Es geht um ein mysteriöses Wesen, das von Sekunde eins auf einen Wirt angewiesen ist, von dessen Urängsten es sich ernährt. Das Wesen tritt stets in anderen Gestalten auf und ist dabei permanent am Grinsen, was mich im ersten Film schon gekriegt hat. Durch Halluzinationen bewirkt das Wesen schließlich, dass der Wirt die Kontrolle über sein Leben und seinen Körper verliert und treibt ihn letztlich in den völligen Wahnsinn, was damit endet, dass sich der Wirt nach spätestens 5 Tagen vor einem Zeugen das Leben nimmt, das Wesen in diesem Moment auf den Zeugen des Suizides übergeht und das Spiel von vorn beginnt. So sehen wir im ersten Film, dass Dr. Rose Cotter den Selbstmord einer neuen Patientin bereits in der ersten Sitzung mit ansehen muss: Eine junge Frau berichtet panisch von einem Wesen, dass nur sie sehen kann, das immer am lächeln ist und ihr immer in anderer Gestalt erscheint. Während ihrer Erzählung wird die junge Frau scheinbar plötzlich von etwas unsichtbarem angegriffen und in einen Kampf verwickelt, bevor sie aufsteht und grinsend damit beginnt, sich das Gesicht mit einer Scherbe zu zerschneiden, bevor sie sie sich in den Hals rammt und stirbt. Fortan wird nun Rose von dieser seltsamen Kreatur verfolgt und zu Tode verängstigt.
Anders als bei It Follows, ist es hier die betroffene Person selbst, die nur durch Halluzinationen dazu gebracht wird, sich letztlich selbst zu töten und jeder, der dies sieht, wird vom gleichen Schicksal ereilt. Eine Möglichkeit, diesem Schicksal zu entgehen ist, sich scheinbar allein selbst zu töten, damit das Wesen seinen Wirt verliert und somit nicht mehr existieren kann. Eine andere Methode besagt, man muss vor den Augen einer beliebigen Person jemanden töten, damit der Fluch auf den Zeugen des Mordes übergehen kann. In It Follows wollte man uns weiß machen, dass man durch Sex mit einem Fluch belegt wird, in dem uns eine immer anders aussehende Gestalt verfolgt und tötet, sobald sie uns eingeholt hat und nur dadurch, dass wir mit einer anderen Person schlafen, geben wir diesen Fluch weiter und werden somit verschont, bis die nächste Person in der Reihe tot ist. Danach wird man selbst wieder zum Gejagten. Weswegen mir Smile von der reinen Umsetzung dieser Prämisse besser gefällt als It Follows. Das mit dem Sex scheint mir dann doch ein wenig zu weit hergeholt.
Ich persönlich deute das Wesen in Smile so, dass die Personen im Film durch das gesehene derart verstört werden, dass sie sich in den Wahnsinn flüchten und sich somit letztlich selbst töten. Eine Sichtweise, die für mich wesentlich schlüssiger und logischer ist. Generell denke ich aber auch, dass sich dieses Wesen (oder besser gesagt das Phänomen) gerade die Leute als Wirt aussucht, die sowieso schon nen Knacks in ihrem Leben haben und dadurch psychisch extrem vorbelastet sind. Die Leute in den Filmen deuten dies zumindest stellenweise an. Das monsterhafte Wesen und seine Handlungen, die wir im Film sehen, können genauso gut nicht real sein und der puren Halluzination entspringen, aber dass es einen Menschen schier "infiltriert" und dann zu derartigen Handlungen treibt, glaube ich nicht. Das zeigt auch die Art und Weise, wie sich diese Leute das Leben nehmen. Ein normaler Mensch könnte sich bspw. niemals 5-6 mal ein Messer in den Hals rammen und würde danach noch aufrecht und grinsend vor einem stehen.
Teil eins hatte vor zwei Jahren dann auch noch so ein geniales Ende, dass ich einerseits sagte, das reicht, aber andererseits heiß drauf war, wie man diese Geschichte fortsetzt. Das exakt gleiche Gefühl habe ich nach dem Ende von Teil zwei nun erneut und ich bin gespannt darauf, welche Richtung Parker Finn hierfür einschlagen wird. Denn das Ende von Smile 2, ich sagte es schon im Review, ist für mich eines der besten im Genre seit Hereditary von Ari Aster. Und erneut kann ich nur sagen, ich bin heiß auf ein richtig geiles Finale in einer neuartigen Horror/Mystery-Trilogie. Für mich kann es jetzt gern noch einen dritten Film geben, der uns dann ein wenig mehr Aufschluss über dieses Phänomen gibt. Das hat man aktuell auch schon ein bisschen in Teil zwei aufgegriffen. Aber ohne zu spoilern: Es ist mir noch ein bisschen zu wenig um wirklich verstehen zu können, welche Message uns diese Filme vermitteln wollen.
Deshalb erneut: Yep, eine Trilogie zu dem Thema wäre mal was neues und ich bin gespannt, ob Finn die Sache am Ende so erklärt, dass es ein rundes Bild ergibt.
Und das sind meine Gedanken über die Mythologie von Smile. Doch jetzt wie immer die Frage an euch: Wie steht ihr zu derartigen Filmen? Und: Interessiert euch ein Spoilertalk zu Smile 2? Weil ich hätte übelst Bock, nochmal detailliert über diesen Film zu reden. Schreibts mir in die Kommentare. Bis bald.
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